Ist das neue Testament vertrauenswürdig?
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Die Auferstehung von Jesus Christus ist der Grund des christlichen Glaubens (1Kor 15,14, „Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube eine Illusion“) und der christlichen Hoffnung (1Petr 1,3, „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu“). Im Gedenken an diese Auferstehung feiern die Christen weltweit jedes Jahr das Osterfest und in jeder Woche den Sonntag.
Ist das Neue Testament vertrauenswürdig?
Was kann ein (Alt-)Historiker über die Auferstehung von Jesus sagen? Da Geschichte nicht durch Versuche wiederholbar ist, arbeiten Historiker nicht wie Naturwissenschaftler, sondern wie Juristen. Sie rekonstruieren vergangene Ereignisse auf Grund von Quellen, Indizien und Zeugenaussagen; sie führen also einen „Indizienprozess“.
Welche Quellen und Zeugnisse gibt es nun für die Auferstehung Jesu?
Historisch ernst zu nehmen sind hier vor allem die Schriften des Neuen Testaments, d.h. die Evangelien, die Apostelgeschichte und auch die Briefe. Weiteres Material außerhalb des Neuen Testaments ist historisch nicht sehr ergiebig, abgesehen von einer sehr wichtigen Ausnahme: einer Notiz des römischen Geschichtsschreibers Tacitus (ca. 55–120 n.Chr.). Er äußert sich im Zusammenhang mit dem Brand Roms zur Zeit des Kaisers Nero auch über die Christen (sie wurden von Nero fälschlich als Brandstifter bezeichnet) und schreibt über sie: „Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“ (Tacitus, Annalen XV, 44). Das ist eine präzise Übereinstimmung mit der Überlieferung des Neuen Testaments.
Hatten die Autoren des Neuen Testaments überhaupt ein Interesse an historischen Fragen?
Den Schreibern des Neuen Testaments und den ersten Christen waren historische Fakten durchaus wichtig: z.B. können wir die Kreuzigung Jesu auf Grund historischer Angaben im Neuen Testament auf den 7. April 30 datieren. Im Glaubensbekenntnis wurde später als einziger Name neben dem von Jesus Christus und Maria der Name von Pontius Pilatus aufgenommen. „Gekreuzigt unter Pontius Pilatus“, d.h. nicht irgendwann, irgendwo, irgendwie, sondern zur Zeit der Statthalterschaft von Pilatus in Judäa (26–36 n.Chr.).
Hatten die Menschen in der Antike nicht andere Vorstellungen von historischer Wahrheit als wir heute?
Die Göttinger Althistorikerin Helga Botermann hat gezeigt („Der Heidenapostel und sein Historiker“, in: ThBeitr 24/2 (1993); auch im Internet unter www.iguw.de), dass Lukas wie jeder (auch moderne) Historiker ein Bild von der Vergangenheit entwirft unter methodisch richtiger Benutzung der Quellen und mit dem Anspruch auf Wahrheit, nämlich die Dinge so darzustellen, wie sie gewesen sind. Seine Darstellung – wenige Jahrzehnte nach den Ereignissen abgefasst – beruht auf Augenzeugenberichten (Lk 1,2), und bei der Apostelgeschichte auch auf eigenen Erinnerungen.
Er schrieb für eine zeitgenössische Leserschaft, die aus Erzählungen oder aus eigener Kenntnis ein Urteil von den Dingen besaß. Es besteht also keine Veranlassung, seiner Geschichtserzählung von vornherein mit einem pauschalen Skeptizismus zu begegnen. ... Die Informanten des Lukas waren zugleich seine Kritiker. Das macht die Annahme von vornherein unwahrscheinlich, er hätte willkürlich seine Vorurteile und Intentionen der Geschichtserzählung aufpfropfen können. (Botermann)
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