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Geschichte
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Und sie kamen doch: die Weisen aus dem Osten

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Zugegeben: Dass drei Könige namens Caspar, Melchior und Balthasar aus dem Morgenland kommen, um den neugeborenen Jesus anzubeten, wirkt seltsam.

Doch beweist das schon, dass das 2. Kapitel des Matthäusevangeliums historisch unglaubwürdig sein muss? Dort steht weder „drei“ noch „Könige“ noch konkrete Namen. Das griechische Wort für die Weisen lautet „Magoi“, die Amtsbezeichnung für Gelehrte am babylonisch-persischen Königshof. Aber warum sollten diese in die unbedeutende römische Provinz Judäa ziehen, um ein Baby als König anzubeten?

Folgendes könnte sich abgespielt haben: Schon lange studierte eine Gruppe orientalischer Gelehrter den Lauf der Gestirne im Auftrag ihres Königs. Im Jahr 7 v. Chr. beobachten sie etwas Erstaunliches: Jupiter kommt im Sternbild der Fische dem Planeten Saturn extrem nahe (eine sog. „Konjunktion“). Die babylonische Tradition legt folgende Interpretation nahe: Der „Stern“ des Weltenherrschers (Jupiter) tritt in das Sternbild der Fische ein, welches dem Land im Westen (Syrien/Palästina) zugeordnet ist. Dort trifft er auf Saturn, welchen die Babylonier als Schutzstern „Kewan“ bzw. „Kijun“ mit dem Volk Israel verbanden (vgl. Amos 5, 26: Ihr trugt den Sakkut, euren König, und Kewan, den Stern eures Gottes, eure Bilder, welche ihr euch selbst gemacht habt;). Und das gleich dreimal in einem mehrmonatigen Tanz der beiden Planeten in den Fischen.

Was für eine Botschaft haben sie da entdeckt: Der Weltenherrscher wird in Israel geboren! Trotz des Risikos, sich lächerlich zu machen, folgen sie der erkannten Botschaft. Vielleicht knüpfen sie auch an Texte aus den Tagen des Propheten Daniel an.

Ein Herrscher in Israel? Auf nach Jerusalem! Zu ihrer Überraschung weiß man dort nichts von einem neugeborenen König. Die Schriftgelehrten des Herodes durchforschen die Schriften und stoßen auf Bethlehem.

„Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ (Micha 5, 1).

Die Gelehrten brauchen die Bibel, die hier von Leuten ausgelegt wird, denen die Botschaft der Weisen als Bedrohung ihres Status Quo erscheinen muss. Gottes Wort weist also sogar in der Auslegung durch Jesu Feinde den Weg nach Bethlehem.
Was für eine ermutigende Überraschung, als die Erscheinung beim Aufbruch von Jerusalem aus am Himmel in Richtung des kleinen Dorfes Bethlehem zu sehen ist, wo Josef und Maria wegen der Volkszählung untergekommen sind. Doch kann dieser ärmliche Säugling der Weltenherrscher sein?

Die Weisen sind von der Übereinstimmung ihrer Beobachtungen und der Prophetie überzeugt. Und so übergeben sie dem Kind ihre bedeutsamen Geschenke: Königliches Gold, zur Behandlung von Verletzungen verwendete Myrrhe und von Priestern im Gottesdienst eingesetzten Weihrauch. Dieses Kind ist mehr: König, Arzt und Priester für die ganze Menschheit!


Zum Weiterlesen:
+ K. Ferrari d‘Occhieppo: „Der Stern von Bethlehem“, Brunnen 2003,
+ Gerhard Kroll: „Auf den Spuren Jesu“, Kath. Bibelwerk 1983

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