Jesus und die Schriftrollen von Qumran
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Der aufsehenerregende Fund der Schriftrollen von Qumran am Toten Meer in der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Anlass zu vielfältigen Hypothesen und Verschwörungstheorien gegeben. Manche haben vermutet, jetzt endlich geheime, verborgene Fakten über Jesus offenlegen zu können, die die christliche Kirche angeblich über Jahrhunderte unter dem Teppich gehalten habe.
Bücher wie „Verschlusssache Jesus“ oder der „Da Vinci Code“ haben diese Vermutungen in die breite Öffentlichkeit getragen. Deshalb geht Dr. Guido Baltes (Marburg) in diesem Vortrag der Frage nach, ob die Historie von Jesus angesichts der Schriften von Qumran neu geschrieben werden muss. Dabei erzählt er die spannende Geschichte der Entdeckung der Schriftfunde und ihrer Veröffentlichung.
Als langjähriger Kenner des Heiligen Landes und des früh-jüdischen Schrifttums und insbesondere des Neuen Testaments räumt Guido Baltes mit vielen populären Missverständnissen und mit populären, aber im Kern unwissenschaftlichen Fehlinformationen auf.
Die Schriften von Qumran erhellen den zeitgenössischen Kontext, in den Jesus hineingeboren wurde und in dem er wirkte, bieten aber – allein schon weil sie zum allergrößten Teil aus der Zeit vor Jesus stammen – keine Basis für eine Neuschreibung der Geschichte von Jesus. Sie stellen einen wichtigen jüdischen Hintergrundshorizont für das Neue Testament dar, widersprechen ihm aber an keiner einzigen Stelle.
Stattdessen stärken sie gerade unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit der neutestamentlichen Schriften, gerade weil sie einen klaren, unverstellten Blick auf jüdische religiöse Vorstellungen der damaligen Zeit ermöglichen.