Der frauenfeindlichste Text des Neuen Testaments?
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Im 1. Timotheusbrief steht, dass „Frauen durch Kindergebären gerettet werden“ (1 Tim 2,15). Diese merkwürdige Aussage löst bei Bibelleserinnen und -lesern viele berechtigte Rückfragen aus: Soll das etwa auch für unverheiratete Frauen gelten? Oder für verheiratete Frauen, die keine Kinder bekommen können? Und warum wird von Männern nicht verlangt, dass sie Vater werden müssen, um gerettet zu werden? In der exegetischen Fachliteratur finden sich einige besonders scharfe Urteile über diesen Bibelvers. Hier liege eine „Reduktion von Frauen auf ihre Gebärmutter“ vor. Statt von einem gemeinsamen Heilsweg für Frauen und Männer spreche Paulus (bzw. einer seiner Schüler) von einem „besonderen Heilsweg für Frauen“. Prof. Dr. Armin D. Baum (Gießen) gibt in seinem Vortrag zunächst eine Übersicht über die verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten zu 1 Tim 2,15, die sich bis hinein in die gängigen Bibelübersetzungen nachverfolgen lassen. Anschließend unternimmt er einen Rundgang durch die antike jüdische und griechisch-römische Kultur, um besser zu verstehen, wie unterschiedlich man in der Welt des Neuen Testaments über das Kinderbekommen dachte. Auf diesem historischen Hintergrund unterzieht er den umstrittenen Satz über eine Rettung durch Kindergebären einer sehr detaillierten Exegese und erklärt, warum er ihn nicht für frauenfeindlich, sondern für luxuskritisch hält.